Es ist Sonntag, 9. Dezember 2018 und es sieht düster aus. Es regnet und der Wind bläst kräftig. Garantiert kein Wetter um einen schönen Sonntag auf dem Flohmarkt zu verbringen. Aber es ist der letzte. Der letzte Radschläger-Markt auf dem Großmarktgelände in Düsseldorf an der Ulmenstrasse. Seit 1972 hat die Stadt Düsseldorf diesen Markt veranstaltet. Einen Antik- und Trödelmarkt mit einer Bedeutung weit über den lokalen Verwaltungsgeist hinaus. Hier konnte man echte Schätze finden und Kuriositäten. Der Charme des Marktes war immer die Mischung aus Designteilen, Sammlerstücken und Krempel. Aber eben niemals Ramsch und billigstes Fernost-Elektrozeug, wie es landauf landab auf den heutigen Trödelmärkten angeboten wird.
Sicher, das Angebot hatte sich in den letzten Jahren stark verändert und die vielen Entrümpler und Auflöser mit ihren 1 Euro Bananen-Kartons haben sicher nicht das Niveau des Radschlägermarktes gesteigert. Aber auch in diesen Kisten gab es so manches zu finden, was sonst einfach in den Schredder gelandet wäre. Das Herz des Marktes war aber auch die einfache Art und Weise dort zu kaufen, zu verkaufen, zu handeln. Ob als kauflustiger Sammler, als Pärchen mit Liebe zu Vintage-Möbeln, als Freak mit Hang zu ausgefallener Secondhand-Bekleidung oder eben die vielen Händler aus dem In- und Ausland, die jeden Monat teilweise hunderte von Kilometern fuhren, um frühmorgens auf dem Grossmarkt die besten Stücke zu ergattern.
Das Ende vom Flohmarkt auf dem Großmarkt Düsseldorf
Alles vorbei. Und wenn man ehrlich ist, war der Niedergang des Marktes schon lange durch das völlige Desinteresse der Stadt Düsseldorf vorher bestimmt. Ein minimal modernes Marktmanagement installieren. Fehlanzeige! So war es Ritual alle 6 Monate stundenlang für die begehrte Halbjahreskarte anzustehen. Wer einmal gesehen hatte, wie dann die Platzkarten ausgegeben wurden, mit welchen Mitteln sich die Mitarbeiter behelfen mussten um die Platzvergabe zu regeln, der hörte schon manchmal den Amtschimmeln wiehern. Und doch war es ein Teil des Charmes und wer höflich fragte, dem halfen die Mitarbeiter im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiter. Die Auswüchse waren aber trotzdem unübersehbar. Spontan bei guten Wetter einen Restplatz am Sonntag zu buchen. Unmöglich. Wer am Mittwoch davor nicht gebucht hatte, der hatte keine Chance. So kursierten manchmal die Aussagen in den Tagen zuvor: Der Grossmarkt ist ausgebucht! Kam man dann Sonntags früh um 6 Uhr auf den Platz, konnte man oftmals Lücken sehen, die sich auch über den Morgen nicht füllten. Oder von ganz Schlauen aufgefüllt wurden, die sich irgendwie vorbei gemogelt hatten und einfach, weil ja die Marktverwaltung nie kontrollierte, einen freien Platz belegten. Unvergessen für mich das Erlebnis vor ein paar Jahren als ich noch an der überdachten Blumenhalle meinen festen Platz hatte, wie eine junge Frau mich recht forsch ansprach, ob ich nicht mal mein Auto wegfahren könnte, weil sie sich dort hinstellen wollte. Auf meine Frage, ob sie den Platz gebucht hätte, gab es zur Antwort: Nee, sie hätte keine Zeit um in der Woche zu buchen!
Es ist einfach nur bedauerlich, wie wenig die politisch Verantwortlichen der Stadt verstehen, dass zum Gemeinwesen einer Stadt auch die Ränder gehören. Das so ein Markt auch eine Aussenwirkung hat und das Bild einer tollen, weltoffenen Stadt mit ebensolchen Menschen transportiert. Es ist schade, dass es wohl nichts gilt, dass an den Grossmarkt-Sonntagen ganz viele Besucher gar nicht aus Düsseldorf kamen sondern aus dem Umland, aus dem Ruhrgebiet, aus den Benelux-Staaten sowieso und darüber hinaus. Wie oft habe ich japanische und chinesische Interessenten am Stand begrüßt, wie oft Amerikaner, die auf Germany-Tour waren. Alles vorbei.